Jer 10

Gott und die Götzenbilder: 10,1-16

1 Hört das Wort, das der Herr zu euch spricht, ihr vom Haus Israel.

2 So spricht der Herr: Gewöhnt euch nicht an den Weg der Völker, /
 
erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, /
 
wenn auch die Völker vor ihnen erschrecken.

3 Denn die Gebräuche der Völker sind leerer Wahn. /
 
Ihre Götzen sind nur Holz, das man im Wald schlägt, /
 
ein Werk aus der Hand des Schnitzers, /
 
mit dem Messer verfertigt. 1

4 Er verziert es mit Silber und Gold, /
 
mit Nagel und Hammer macht er es fest, sodass es nicht wackelt. 2

5 Sie sind wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld. /
 
Sie können nicht reden; /
 
man muss sie tragen, weil sie nicht gehen können. Fürchtet euch nicht vor ihnen; /
 
denn sie können weder Schaden zufügen /
 
noch Gutes bewirken.

6 Niemand, Herr, ist wie du: /
 
Groß bist du und groß an Kraft ist dein Name.

7 Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? /
 
Ja, das steht dir zu. Denn unter allen Weisen der Völker /
 
und in jedem ihrer Reiche ist keiner wie du.

8 Sie alle sind töricht und dumm. /
 
Was die nichtigen Götzen zu bieten haben - Holz ist es.

9 Sie sind gehämmertes Silber aus Tarschisch und Gold aus Ofir, /
 
Arbeit des Schnitzers und Goldschmieds; violetter und roter Purpur ist ihr Gewand; /
 
sie alle sind nur das Werk kunstfertiger Männer.

10 Der Herr aber ist in Wahrheit Gott, /
 
lebendiger Gott und ewiger König. Vor seinem Zorn erbebt die Erde, /
 
die Völker halten seinen Groll nicht aus.

11 Von jenen dagegen sollt ihr sagen: /
 
Die Götter, die weder Himmel noch Erde erschufen, /
 
sie sollen verschwinden von der Erde und unter dem Himmel. 3

12 Er aber hat die Erde erschaffen durch seine Kraft, /
 
den Erdkreis gegründet durch seine Weisheit, /
 
durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt. 4

13 Lässt er seine Stimme ertönen, /
 
dann rauschen die Wasser am Himmel. Wolken führt er herauf vom Rand der Erde; /
 
er lässt es blitzen und regnen, /
 
aus seinen Kammern entsendet er den Wind. 5

14 Töricht steht jeder Mensch da, ohne Erkenntnis, /
 
beschämt jeder Goldschmied mit seinem Götzenbild; denn seine Bilder sind Trug, /
 
kein Atem ist in ihnen. 6

15 Nichtig sind sie, ein Spottgebilde. /
 
Zur Zeit ihrer Heimsuchung gehen sie zugrunde.

16 Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist. /
 
Denn er ist der Schöpfer des Alls und Israel der Stamm, der ihm gehört. /
 
Herr der Heere ist sein Name.

Klage und Bitte: 10,17-25

17 Raff dein Bündel zusammen! Fort aus dem Land, /
 
du schwer bedrängte Stadt!

18 Denn so spricht der Herr: Fürwahr, diesmal schleudere ich /
 
die Bewohner des Landes hinweg und bringe sie in Bedrängnis, /
 
damit sie mich finden.

19 Weh mir ob meines Zusammenbruchs! /
 
Unheilbar ist meine Wunde. Ich aber hatte gedacht: /
 
Das ist doch nur eine Krankheit, die ich ertragen kann. 7

20 Nun ist mein Zelt verwüstet, /
 
alle meine Zeltstricke sind zerrissen. Meine Kinder gingen von mir fort /
 
und sind nicht mehr. Niemand schlägt mein Zelt wieder auf /
 
und breitet darüber die Zeltdecken aus.

21 Denn töricht waren die Hirten, /
 
den Herrn suchten sie nicht; deshalb hatten sie keinen Erfolg /
 
und ihre ganze Herde wurde zerstreut.

22 Horch, eine Kunde trifft eben ein, /
 
großes Getöse vom Nordland her: Judas Städte sollen zum Ödland werden, /
 
zur Behausung für Schakale. 8

23 Ich weiß, Herr, dass der Mensch seinen Weg nicht zu bestimmen vermag, /
 
dass keiner beim Gehen seinen Schritt lenken kann.

24 Herr, züchtige mich, doch mit rechtem Maß, /
 
nicht in deinem Zorn, /
 
sonst machst du mich allzu elend. 9

25 Gieß deinen Zorn aus über die Völker, /
 
die dich nicht kennen, und über die Stämme, /
 
die deinen Namen nicht anrufen. Denn sie haben Jakob verschlungen und vernichtet, /
 
seine Wohnstätte verwüstet.

1 ℘ Jes 44,12-17
2 ℘ Bar 6
3 In aramäischer Sprache.
4 ℘ (12-16) 51,15-19
5 ℘ Ps 135,7
6 ℘ Jes 45,16
7 ℘ 14,17; 30,12
8 ℘ 9,10; 26,18
9 ℘ 30,11