Gott hat uns behandelt, als wären wir seine Feinde
1 Gott ist total sauer auf seine Stadt, er hat sie eingenebelt mit seinem Frust. Jerusalem war mal die Nummer eins, sie war der Hauptgewinn in Israel. Aber er hat sie zum Absteiger gemacht, sie fiel auf den letzten Platz. An dem Tag, als die Gerichtsverhandlung kam, war es Gott egal, dass Jerusalem mal so was wie sein Schmuckstück war, es war wie der Schreibtisch vor seinem Chefsessel.
2 Er hat das ganze Land plattgemacht, ohne Rücksicht auf Verluste. Die großen Städte von Juda wurden vernichtet, weil er sauer war. Das ganze Land und seine Regierung erlitten eine peinliche Niederlage.
3 Alles,-worauf Israel mal stolz war, hat er in einem Wutanfall einfach kaputt gemacht. Er hat den Schutzschirm, den er über seine Leute aufgebaut hatte, weggenommen, als die Feinde kamen. Wie mit einem Flammenwerfer hat er Israel angezündet. So ein Feuer frisst alles auf.
4 Er hat das Gewehr angelegt und auf Israel gezielt, als wären wir seine Feinde. Er hat alles zerstört, was für uns wertvoll war. Auch im Tempel, im ganz besonderen Bereich, hat er gewütet und alles verbrannt.
5 Gott ist wie ein Feind für uns geworden. Er hat Israel kaputt gemacht, alle Regierungsgebäude und alle Städte. Er hat dafür gesorgt, das die Leute von Juda voll traurig sind und nun weinen und heulen.
6 Er hat sein Haus abgerissen, er hat es zusammengeklappt wie einen alten Gartenstuhl. Die ganzen großen Feiern in Zion, die an den -religiösen Feiertagen gefeiert wurden, hat man schon wieder vergessen. -Keiner denkt mehr daran, weil Gott gezeigt hat, wie sauer er ist. Er hat die Präsidenten und Priester alle rausgeschmissen.
7 Gott hatte keinen Bock mehr auf seinen Opfertisch, seinen Altar, auf dem die Opfer für ihn verbrannt wurden. Auch auf sein ganz besonderes Haus, den Tempel, hatte er keinen Bock mehr. Er hat die Mauern der Stadt und ihre fetten Häuser den Feinden geschenkt. In seinem Haus konnte man dann den Lärm der Sieger hören, die dort genauso laut gefeiert haben wie wir sonst bei einem Got-tesdienst.
8 Gott hatte sich vorgenommen, die Stadtmauern von Zion zu -zerstören. Er hat erst alles ausgemessen. Er hat nicht aufgehört, bis die Mauern komplett am Boden waren. Auch Schutzwall und Schutzmauer sind jetzt kaputt.
9 Die großen Eingangstore sind gesprengt worden, die Schlösser und Sicherheitsriegel wurden zerstört. Die Bürgermeister und Präsidenten sind in Kriegsgefangenschaft bei den Völkern, die ohne Gott leben. Die Priester sagen nicht mehr, wo es langgeht, und auch die Propheten bekommen keine Ansage mehr von Gott.
10 Selbst die älteren Menschen, die eigentlich viel Peilung vom Leben haben, sitzen schweigend am Boden. Sie haben ihren schwarzen Anzug an, als Zeichen, dass sie trauern. Auch die jungen Mädchen, die noch keinen Mann abbekommen haben, sind gefrustet und hängen depressiv in der Ecke rum.
11 Meine Augen sind vom vielen Weinen schon ganz verquollen. Mir zerreißt es das Herz, ich hab Magenschmerzen, ich bin totalfertig, weil ich sehe, wie kaputt meine Leute sind. Sogar Kinder und Babys hängen draußen auf der Straße rum und verhungern.
12 Sie fragen ihre Mütter: „Mama, ich hab Hunger! Wo kriegen wir was zu essen oder zu trinken her?“ Auf den Plätzen in der Stadt sterben sie, wie Soldaten, die im Krieg erschossen wurden. In den Armen ihrer Mütter sterben sie reihenweise.
13 „Jerusalem, was kann ich dir noch sagen, wie kann ich dich ermu-tigen?“ Das frage ich mich, wenn ich dich sehe. „Womit kann man dich -trösten? Womit kann man deine Situation vergleichen?“ Deine Krise ist hef-tiger als die schlimmste Wirtschaftskrise, die es je gab. Wer kann dir noch helfen?
14 Alles, was die Prophetentypen gesagt haben, war nur, weil sie rumschleimen wollten. Sie haben dir die schönsten Sachen vorausgesagt, sie haben gelogen und dich damit in die Irre geführt. Hätten sie klar gesagt, dass du zurzeit nur Mist baust, und hätten sie dich laut gewarnt, hätte es alles verändern können.
15 Die Menschen, die jetzt an dir vorbeireisen, und die Menschen, die von dir in der Zeitung lesen, reiben sich die Hände und freuen sich. Sie lachen sich kaputt wegen den zerstörten Häusern. „Ha! War das nicht mal die Stadt, welche sämtliche Architekturpreise abgesahnt hat? Hat man diese Stadt nicht mal ‚Das perfekte Kunstwerk‘ genannt, an dem sich jeder freuen konnte?“
16 Deine Feinde reißen Witze über dich, sie zeigen dir den Mittelfinger. „Die haben wir richtig schön zu Kleinholz -verarbeitet! Auf den Tag haben wir schon lange gewartet! Endlich haben wir das erreicht, was wir wollten!“
17 Gott hat genau das durchgezogen, was er sich vorgenommen hatte. Was er vor Ewigkeiten angedroht hat, ist auch so passiert. Er hatte kein Mitleid mehr, die Feinde durften ganz locker gegen dich ge-winnen. Er hat dafür gesorgt, dass die Leute, die dich hassen, dich fertigmachen können.
18 Die Leute aus Jerusalem sollen mal anfangen zu beten und Gott um Hilfe bitten! Sie sollen ihm die Ohren vollheulen, ihre Tränen sollen laufen wie ein aufgedrehter Wasserhahn, 24 Stunden -täglich. Ohne Pause dazwischen soll man weinen, die Augen dürfen nicht mehr trocken werden.
19 Wenn es dunkel wird, sollst du weiterweinen, schütte dich vor Gott aus. Falte die Hände oder hebe sie hoch zu Gott, bete für deine -Kinder, die bald vor Hunger sterben werden, in den Straßen der Stadt.
20 „Gott,sieh dir das an, mit wem du so umgehst! Willst du wirklich, dass Mütter ihre eigenen Kinder töten und das Fleisch auf den Grill schmeißen, weil sie sonst verhungern? Die Kinder, die sie vorher noch gesund geboren hatten? Und was sagst du dazu, dass sogar im Tempel, im ganz besonderen Bereich, deine Priester und Prophetentypen umgebracht werden?
21 Überall liegen auf dem Boden verstreut die Leichen von Jungs und Mädchen, Omas und Opas. Jugendliche und Frauen, die noch nie mit einem Mann geschlafen haben, alle wurden im Krieg getötet. Sie wurden alle erschossen, an dem Tag, als du so sauer auf uns warst. Sie wurden brutal abgeschlachtet, ohne Mitleid, gnadenlos.
22 Meine ganzen Probleme, die plötzlich da waren, hast letztendlich du organisiert. Sie wurden von dir eingeladen wie zu einer Party, und keiner konnte davor fliehen. Die Kinder, welche von mir liebevoll aufgezogen wurden, hat mein Feind alle erschossen.“