Jes 40

II. Teil Der zweite Jesaja (Deuterojesaja) 40,1 - 55,13

Einleitung: Die Verheißung der Heimkehr: 40,1-11

1 Tröstet, tröstet mein Volk, /
 
spricht euer Gott. 1

2 Redet Jerusalem zu Herzen /
 
und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst zu Ende geht, /
 
dass ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten /
 
von der Hand des Herrn /
 
für all ihre Sünden. 23

3 Eine Stimme ruft: /
 
Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße /
 
für unseren Gott! 4

4 Jedes Tal soll sich heben, /
 
jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, /
 
und was hüglig ist, werde eben.

5 Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, /
 
alle Sterblichen werden sie sehen. /
 
Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.

6 Eine Stimme sagte: Verkünde! /
 
Ich fragte: Was soll ich verkünden? Alles Sterbliche ist wie das Gras /
 
und all seine Schönheit ist wie die Blume auf dem Feld. 56

7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, /
 
wenn der Atem des Herrn darüber weht. /
 
Wahrhaftig, Gras ist das Volk.

8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, /
 
doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. 7

9 Steig auf einen hohen Berg, /
 
Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, /
 
Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! /
 
Sag den Städten in Juda: /
 
Seht, da ist euer Gott.

10 Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht, /
 
er herrscht mit starkem Arm. Seht, er bringt seinen Siegespreis mit: /
 
Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her. 8

11 Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, /
 
er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, /
 
die Mutterschafe führt er behutsam.

Preis der Erhabenheit Gottes: 40,12-20; 41,6-7; 40,21-31

12 Wer misst das Meer mit der hohlen Hand? /
 
Wer kann mit der ausgespannten Hand den Himmel vermessen? /
 
Wer misst den Staub der Erde mit einem Scheffel? Wer wiegt die Berge mit einer Waage /
 
und mit Gewichten die Hügel? 9

13 Wer bestimmt den Geist des Herrn? /
 
Wer kann sein Berater sein und ihn unterrichten? 10

14 Wen fragt er um Rat /
 
und wer vermittelt ihm Einsicht? Wer kann ihn über die Pfade des Rechts belehren? /
 
Wer lehrt ihn das Wissen /
 
und zeigt ihm den Weg der Erkenntnis?

15 Seht, die Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, /
 
sie gelten so viel wie ein Stäubchen auf der Waage. /
 
Ganze Inseln wiegen nicht mehr als ein Sandkorn.

16 Der Libanon reicht nicht aus für das Brennholz, /
 
sein Wild genügt nicht für die Opfer.

17 Alle Völker sind vor Gott wie ein Nichts, /
 
für ihn sind sie wertlos und nichtig.

18 Mit wem wollt ihr Gott vergleichen /
 
und welches Bild an seine Stelle setzen? 11

19 Der Handwerker gießt ein Götterbild, /
 
der Goldschmied überzieht es mit Gold /
 
und fertigt silberne Ketten dazu.

20 Wer arm ist, wählt für ein Weihegeschenk /
 
ein Holz, das nicht fault; er sucht einen fähigen Meister, /
 
der ihm das Götterbild aufstellt, /
 
sodass es nicht wackelt. 12

41,6 Dabei hilft einer dem andern; /
 
er sagt zu seinem Bruder: Pack an!

41,7 So ermuntert der Handwerker den Goldschmied, /
 
der, der glättet, den Schmied am Amboss; er sagt: Die Lötung ist gut!, /
 
dann befestigt er das Ganze mit Nägeln, /
 
damit es nicht wackelt. 13

21 Wisst ihr es nicht, hört ihr es nicht, /
 
war es euch nicht von Anfang an bekannt? Habt ihr es nicht immer wieder erfahren /
 
seit der Grundlegung der Erde? 1415

22 Er ist es, der über dem Erdenrund thront; /
 
wie Heuschrecken sind ihre Bewohner. Wie einen Schleier spannt er den Himmel aus, /
 
er breitet ihn aus wie ein Zelt zum Wohnen.

23 Er macht die Fürsten zunichte, /
 
er nimmt den Richtern der Erde jeden Einfluss.

24 Kaum sind sie gesät und gepflanzt, /
 
kaum wurzelt ihr Stamm in der Erde, da bläst er sie an, sodass sie verdorren; /
 
der Sturm trägt sie fort wie Spreu.

25 Mit wem wollt ihr mich vergleichen? /
 
Wem sollte ich ähnlich sein?, spricht der Heilige. 16

26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht: /
 
Wer hat die (Sterne) dort oben erschaffen? Er ist es, der ihr Heer täglich zählt und heraufführt, /
 
der sie alle beim Namen ruft. Vor dem Allgewaltigen und Mächtigen /
 
wagt keiner zu fehlen. 17

27 Jakob, warum sagst du, /
 
Israel, warum sprichst du: Mein Weg ist dem Herrn verborgen, /
 
meinem Gott entgeht mein Recht?

28 Weißt du es nicht, hörst du es nicht? /
 
Der Herr ist ein ewiger Gott, /
 
der die weite Erde erschuf. Er wird nicht müde und matt, /
 
unergründlich ist seine Einsicht. 18

29 Er gibt dem Müden Kraft, /
 
dem Kraftlosen verleiht er große Stärke.

30 Die Jungen werden müde und matt, /
 
junge Männer stolpern und stürzen.

31 Die aber, die dem Herrn vertrauen, /
 
schöpfen neue Kraft, /
 
sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, /
 
sie gehen und werden nicht matt. 19

1 1-55,13: Vgl. die Einleitung zu Jes.
2 ℘ Jer 16,18
3 2e: Wörtlich: «sie hat Zweifaches empfangen». Das Strafrecht fordert in bestimmten Fällen doppelte Wiedergutmachung (vgl. Ex 22,3.6.8).
4 ℘ Mt 3,3; Mk 1,3; Lk 3,4-6; Joh 1,23; Jes 62,10
5 ℘ (6-7) Ps 103,15; Jak 1,10; 1 Petr 1,24f
6 6-8: Spricht vom Verkündigungsauftrag an Deuterojesaja. Ich fragte: Text korr. nach G, vgl. den Qumran-Text.
7 ℘ Ps 119,89
8 ℘ 62,11; Offb 22,12
9 Scheffel: H: Schalisch (ein Hohlmaß unbekannter Größe).
10 ℘ Jer 23,18; Röm 11,34
11 ℘ 40,25; 46,5
12 20f: Die Verse 41,6f gehören nach ihrem Inhalt hierher; sie stehen in Kap. 41 isoliert. Sinn von H teilweise unklar.
13 ℘ Jer 10,4
14 ℘ 40,28
15 seit der Grundlegung: Text korr.
16 ℘ 40,18
17 ℘ Ps 147,4
18 ℘ 40,21
19 ℘ Ps 103,5