Nah 1

Nach einem Hymnus auf Gott als den strengen und gerechten Richter des ganzen Weltgeschehens (1,2-8) kündigt der Prophet Nahum die Vernichtung Ninives, der Hauptstadt des assyrischen Weltreichs, an (1,9-14) und schildert in prophetischer Vorausschau den Untergang der Stadt (2,1-14), die für ihr gottwidriges Treiben den verdienten Lohn erhält (3,1-19).

Das Buch Nahum hat die Form einer Drohweissagung gegen Ninive und ist wohl noch zu einer Zeit entstanden, als die Völker Vorderasiens schwer unter dem Druck der Macht Assurs zu leiden hatten. Da einerseits die Eroberung von No-Amon (Theben in Ägypten) vorausgesetzt wird (3,8), die im Jahr 667 v. Chr. erfolgte, und andererseits die Zerstörung Ninives im Jahr 612 v. Chr. noch aussteht, wird man die Abfassung des Buches zu Beginn der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. ansetzen dürfen.

Der Prophet Nahum verkündet ganz im Sinn prophetischer Geschichtsbetrachtung (vgl. Jes 10,5-15), also ohne religiöse Selbstgerechtigkeit und nationale Engstirnigkeit, den Untergang Assurs, das Jahrhunderte hindurch die Völker Vorderasiens mit Gewalt unterdrückt und grausam misshandelt hat. So ist Nahum der Prophet eines Gottes, dessen Gericht jede Vergewaltigung des Menschen bestraft, die durch entartete politische Mächte geschieht.

Überschrift: 1,1

1 Ausspruch über Ninive. Das Buch der Visionen Nahums aus Elkosch.

Gottes Macht in Gnade und Gericht: 1,2-8

2 Ein eifernder und rächender Gott ist der Herr. /
 
Der Herr übt Rache und ist voll Zorn. Der Herr übt Rache an seinen Gegnern /
 
und hält fest am Zorn gegen seine Feinde. 1

3 Der Herr ist langmütig und von großer Macht; /
 
doch lässt der Herr gewiss keinen ungestraft. In Wirbel und Sturm nimmt er seinen Weg, /
 
die Wolken sind der Staub seiner Füße. 2

4 Er droht dem Meer und macht es trocken, /
 
alle Flüsse lässt er versiegen. Welk sind Baschan und Karmel, /
 
auch die Blüten des Libanon sind verwelkt. 3

5 Berge beben vor ihm /
 
und Hügel geraten ins Wanken. Die Welt schreit vor ihm auf, /
 
die Erde und all ihre Bewohner. 4

6 Vor seinem Groll - wer kann da bestehen? /
 
Wer hält stand in der Glut seines Zorns? Sein Grimm greift um sich wie Feuer /
 
und die Felsen bersten vor ihm.

7 Gut ist der Herr, /
 
eine feste Burg am Tag der Not. /
 
Er kennt alle, die Schutz suchen bei ihm.

8 Doch in reißender Flut /
 
macht er seinen Gegnern ein Ende /
 
und Finsternis verfolgt seine Feinde.

Das Gericht über Ninive: 1,9 - 3,19

Ninives vergebliche Auflehnung gegen Gott: 1,9 - 2,1

9 Was plant ihr gegen den Herrn? /
 
Er macht doch ein Ende. /
 
Es soll nicht wieder Not aufkommen.

10 Wie dichtes Dornengestrüpp /
 
und wie wirres Windengerank werden sie verbrannt, /
 
wie dürre Spreu; nichts bleibt übrig. 5

11 Von dir stammt der Mann, /
 
der Böses plant gegen den Herrn, /
 
der Übles im Schild führt.

12 So spricht der Herr: Auch wenn sie unversehrt sind und zahlreich, /
 
sie werden abgeschnitten, sie gehen vorüber. Habe ich dich auch gedemütigt, /
 
ich werde dich nicht mehr demütigen.

13 Ja, jetzt zerbreche ich sein Joch, /
 
das auf dir lastet, /
 
und deine Fesseln werde ich sprengen. 67

14 Der Herr hat über dich bestimmt: /
 
Von dir soll es keinen Nachkommen mehr geben. Aus dem Haus deines Gottes /
 
reiße ich Götze und Gussbild. Ich schaufle dein Grab; /
 
denn du bist verächtlich geworden.

1 ℘ Dtn 4,24
2 ℘ Ex 34,6f
3 ℘ Ex 14f; Ps 106,9; Jes 50,2; 51,10
4 ℘ Ps 68,9; 97,4f; Jer 4,24
5 verbrannt, wörtlich: gefressen (vom Feuer).
6 ℘ Jes 9,3
7 Weil in VV. 12b.13 nicht mehr Ninive, sondern Juda angeredet wird, meint «sein Joch» die Unterdrückung durch Assur.