Sir 10

Der weise Herrscher: 10,1-18

1 Ein weiser Herrscher festigt sein Volk, /
 
die Regierung eines Verständigen ist wohl geordnet. 12

2 Wie der Herrscher des Volkes, so seine Beamten, /
 
wie das Haupt der Stadt, so ihre Bewohner. 3

3 Ein König ohne Zucht richtet die Stadt zugrunde, /
 
volkreich wird die Stadt durch kluge Fürsten. 4

4 In Gottes Hand liegt die Herrschaft über den Erdkreis; /
 
er setzt zur rechten Zeit den rechten Mann über ihn. 5

5 In Gottes Hand liegt der Erfolg eines Menschen, /
 
er verleiht dem Gesetzgeber seine Würde.

6 Füg dem Nächsten keinerlei Unrecht zu, /
 
geh nie den Weg des Übermuts!

7 Dem Herrn und den Menschen ist Übermut verhasst, /
 
Unterdrückung gilt bei beiden als Untat.

8 Die Herrschaft geht von einem Volk auf das andere über /
 
wegen Gewalttat und Übermut.

9 Warum überhebt sich der Mensch aus Staub und Asche, /
 
dessen Leib schon zu Lebzeiten verwest?

10 Ein wenig Krankheit bringt den Arzt in Erregung: /
 
Heute König, morgen tot! 6

11 Stirbt der Mensch, so wird ihm Moder zuteil, /
 
Maden, Geschmeiß und Gewürm.

12 Mit dem Trotz des Menschen fängt sein Übermut an, /
 
wenn sich sein Herz abkehrt von seinem Schöpfer.

13 Ein See der Maßlosigkeit ist die Sünde, /
 
aus ihr quillt Unrecht hervor. Darum wirkt Gott Wunder und Plagen /
 
und schlägt den Sünder bis zur Vernichtung.

14 Gott stürzt den Thron der Stolzen /
 
und setzt an ihre Stelle die Demütigen.

15 7

16 Gott verwischt die Spuren der Völker, /
 
ihren Wurzelstock schlägt er ab bis auf den Grund. 8

17 Er fegt sie aus dem Land und rottet sie aus, /
 
ihr Andenken lässt er von der Erde verschwinden.

18 Maßlosigkeit ziemt dem Menschen nicht, /
 
frecher Zorn nicht dem von einer Frau Geborenen.

Die wahre und die falsche Ehre: 10,19 - 11,9

19 Welches Geschlecht ist geachtet? Das des Menschen. /
 
Welches Geschlecht ist geachtet? Das des Gottesfürchtigen. Welches Geschlecht ist verachtet? Das des Menschen. /
 
Welches Geschlecht ist verachtet? Das des Gesetzesübertreters.

20 Unter Brüdern ist ihr Oberhaupt geehrt, /
 
aber in Gottes Augen der Gottesfürchtige.

21 9

22 Gast und Fremder, Ausländer und Armer: /
 
ihr Ruhm ist die Gottesfurcht.

23 Keinen verständigen Armen soll man verachten /
 
und keinen Gewalttätigen ehren.

24 Fürsten, Richter und Herrscher sind geehrt, /
 
doch keiner ist größer als der Gottesfürchtige.

25 Einem verständigen Sklaven müssen Freie dienen, /
 
doch ein kluger Mann braucht nicht zu klagen. 10

26 Spiel nicht den Weisen, wenn du arbeiten sollst, /
 
tu nicht vornehm, wenn du in Not bist. 11

27 Besser einer, der arbeitet und großen Reichtum gewinnt, /
 
als einer, der vornehm tut und nichts zu essen hat.

28 Mein Sohn, in Demut ehre dich selbst, /
 
beurteile dich, wie du es verdienst.

29 Wer wird den rechtfertigen, der sich selbst ins Unrecht setzt? /
 
Wer wird den ehren, der sich selbst die Ehre abspricht?

30 Es gibt Arme, die wegen ihrer Klugheit geehrt sind. /
 
Es gibt Leute, die wegen ihres Reichtums geehrt sind.

31 Wird einer als Armer geehrt, wie viel mehr, wenn er reich wird. /
 
Wird einer als Reicher verachtet, wie viel mehr, wenn er arm wird.

1 ℘ Spr 20,8
2 1a: G und S: erzieht sein Volk.
3 ℘ Spr 29,12
4 3a: G und S: richtet sein Volk zugrunde.
5 ℘ Spr 21,1
6 10a: Text unsicher; vielleicht nach G: Eine längere Krankheit spottet des Arztes.
7 10,15 Fehlt in H und ist wohl nur sinngemäße Wiederholung von VV. 16a und 14b. G: Die Wurzeln der Völker hat Gott ausgerissen und Demütige an ihre Stelle gepflanzt.
8 16b: Andere Übersetzungsmöglichkeit nach G: er vernichtet sie bis auf den Grund der Erde.
9 10,21 Schlecht bezeugter Zusatz: Anfang der Annahme (durch Gott) ist die Gottesfurcht; Anfang der Verwerfung sind Verhärtung und Überhebung.
10 ℘ Spr 17,2
11 ℘ Spr 12,9