Sir 50

Die Größe des Hohenpriesters Simeon: 50,1-21

1 Der größte unter seinen Brüdern, der Ruhm seines Volkes, /
 
ist der Priester Simeon, der Sohn Johanans. Zu seiner Zeit wurde das Gotteshaus ausgebessert, /
 
in seinen Tagen der Tempel befestigt. 1

2 Zu seiner Zeit wurde die Mauer gebaut, /
 
die Zinnen der Gotteswohnung beim Königspalast.

3 In seinen Tagen wurde der Teich gegraben, /
 
ein Becken, groß wie ein Meer.

4 Er hat sein Volk gegen Plünderung gesichert, /
 
seine Stadt gegen den Feind befestigt. 2

5 Wie herrlich, wenn er herausschaute aus dem Zelt, /
 
wenn er heraustrat zwischen dem Vorhang: 3

6 wie ein leuchtender Stern zwischen den Wolken, /
 
wie der Vollmond in den Tagen des Festes, 4

7 wie die strahlende Sonne über dem Königspalast, /
 
wie ein Regenbogen, der in den Wolken erscheint, 5

8 wie Blütenzweige in den Tagen des Festes, /
 
wie eine Lilie an Wasserläufen, /
 
wie das Grün des Libanon an Sommertagen,

9 wie Weihrauchfeuer auf dem Speiseopfer, /
 
wie ein vergoldetes Gefäß, mit dem Hammer getrieben /
 
und mit Edelsteinen besetzt,

10 wie ein üppiger Ölbaum voll von Früchten, /
 
wie ein wilder Ölbaum mit saftigen Zweigen. 6

11 (Wie herrlich,) wenn er die Prachtgewänder angelegt /
 
und sich mit allem Schmuck bekleidet hatte, wenn er emporstieg zum erhabenen Altar /
 
und die Einfassung des heiligen Raumes mit Glanz erfüllte,

12 wenn er die Opferstücke aus der Hand seiner Brüder nahm, /
 
während er selbst bei dem aufgeschichteten Holz stand. Rings umgab ihn der Kranz seiner Söhne /
 
wie junge Zedern auf dem Libanon. Wie Pappeln am Bach umstanden ihn /

13 alle Söhne Aarons in ihrer Pracht, die Feueropfer des Herrn in ihrer Hand /
 
vor der ganzen Versammlung Israels,

14 bis er den Dienst am Altar vollendet /
 
und das Opferholz für den Höchsten geordnet hatte.

15 Dann streckte er die Hand nach dem Becher aus /
 
und opferte von dem Blut der Trauben; er goss es aus an den Fuß des Altars /
 
zum beruhigenden Duft für den Höchsten, den König des Alls.

16 Jetzt stießen die Söhne Aarons in die getriebenen Trompeten, /
 
sie bliesen mit gewaltigem Schall zur Erinnerung vor dem Höchsten. 7

17 Alle Versammelten beeilten sich /
 
und warfen sich auf ihr Gesicht zur Erde nieder, um den Höchsten anzubeten, /
 
den Heiligen Israels.

18 Dann stimmte man die Gesänge an /
 
und ließ zur Musik süßen Jubel ertönen.

19 Alles Volk jubelte /
 
im Gebet vor dem Barmherzigen, bis der Priester den Dienst des Herrn vollendet /
 
und ihm die vorgeschriebenen Opfer dargebracht hatte.

20 Dann stieg er herab und erhob seine Hände /
 
über die ganze Gemeinde Israels. Der Segen des Herrn war auf seinen Lippen, /
 
den Namen des Herrn nennen zu dürfen, war sein Ruhm. 89

21 Sie aber fielen zum zweiten Mal nieder, /
 
um den Segen von ihm zu empfangen.

Aufforderung zum Lobpreis Gottes: 50,22-24

22 Nun lobt den Herrn, den Gott des Alls, /
 
der Wunderbares auf der Erde vollbringt, der einen Menschen erhöht vom Mutterschoß an /
 
und an ihm handelt nach seinem Gefallen. 10

23 Er gebe euch Weisheit ins Herz /
 
und der Friede sei mit euch. 1112

24 Beständig bleibe seine Huld bei Simeon; /
 
er erhalte ihm den Bund mit Pinhas, der weder ihm gebrochen werden soll /
 
noch seinen Nachkommen, solange der Himmel steht.

Die Anhänge: 50,25 - 51,30

Die Abgrenzung gegen die Nachbarn Israels: 50,25-26

25 Zwei Völker verabscheue ich /
 
und das dritte ist kein Volk:

26 Die Bewohner von Seïr und vom Philisterland /
 
und das törichte Volk, das in Sichem wohnt. 1314

Das Schlusswort des Verfassers: 50,27-29

27 Weise Bildung und passende Sinnsprüche /
 
von Jesus, dem Sohn Eliasars, des Sohnes Sirachs, dessen Herz von Schriftauslegung überströmte /
 
und der Einsicht hervorquellen ließ. 15

28 Wohl dem Mann, der hierüber nachsinnt; /
 
wer es sich zu Herzen nimmt, wird weise.

29 Wer danach handelt, hat Kraft zu allem; /
 
denn die Gottesfurcht ist ihr tiefster Inhalt. 16

1 Zum Abschluss seiner «Biblischen Geschichte» beschreibt Sirach den Hohenpriester Simeon im liturgischen Dienst, wie er ihn wohl noch selber gesehen hat. Gemeint ist Simeon II., der 218-192 v. Chr. Hoherpriester war. Sein Vater trägt in G den Namen Onias.
2 4b: G: gegen Belagerung.
3 ℘ Lev 16
4 6b: Das «Fest» ist das Paschafest.
5 7a: Königspalast: nach H; G: Tempel des Höchsten.
6 10b: G: wie eine Zypresse, die in die Wolken ragt.
7 ℘ Num 10,2-10
8 ℘ Lev 9,22; Num 6,23-27
9 20d: Nur am Versöhnungstag durfte der Hohepriester den Namen «Jahwe» aussprechen, was sonst aus Ehrfurcht verboten war.
10 Man soll Gott loben für die Auserwählung des Hohenpriesters. 22c: einen Menschen: G fälschlich: unsere Tage.
11 ℘ 45,26
12 23f: Die Mahnung zur Treue gegen das aaronitische Priestertum ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass Sirach den Niedergang des hohepriesterlichen Amtes befürchtet.
13 ℘ 2 Kön 17,24
14 Seïr ist das Edomiterland (vgl. Gen 32,4; 33,16).
15 27b: G nennt den Verfasser «Bürger von Jerusalem»; vgl. die Einleitung.
16 tiefster Inhalt: G hat hier einen Ausdruck, der ein hebräisches Wort mit der Bedeutung «das Wesen, der tiefste Sinn» wiedergibt.