Sir 6

1 Schlimmen Ruf und Schande erntet die schmähsüchtige Frau, /
 
ebenso schlecht ist der doppelzüngige Mann.

2 Verfall nicht der Macht deiner Gier; /
 
sie wird wie ein Stier deine Kraft abweiden.

3 Dein Laub wird sie fressen, deine Früchte verderben /
 
und dich zurücklassen wie einen dürren Baum.

4 Freche Gier richtet ihre Opfer zugrunde /
 
und macht sie zum Gespött des Feindes.

Die Freundschaft: 6,5-17

5 Sanfte Rede erwirbt viele Freunde, /
 
freundliche Lippen sind willkommen. 1

6 Viele seien es, die dich grüßen, /
 
dein Vertrauter aber sei nur einer aus tausend.

7 Willst du einen Freund gewinnen, /
 
gewinne ihn durch Erprobung, /
 
schenk ihm nicht zu schnell dein Vertrauen! 2

8 Mancher ist Freund je nach der Zeit, /
 
am Tag der Not hält er nicht stand.

9 Mancher Freund wird zum Feind, /
 
unter Schmähungen deckt er den Streit mit dir auf.

10 Mancher ist Freund als Gast am Tisch, /
 
am Tag des Unheils ist er nicht zu finden. 3

11 In deinem Glück ist er eins mit dir, /
 
in deinem Unglück trennt er sich von dir. 4

12 Trifft dich ein Unglück, wendet er sich gegen dich /
 
und hält sich vor dir verborgen.

13 Von deinen Feinden halte dich fern, /
 
vor deinen Freunden sei auf der Hut!

14 Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; /
 
wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden.

15 Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, /
 
nichts wiegt seinen Wert auf.

16 Das Leben ist geborgen bei einem treuen Freund, /
 
ihn findet, wer Gott fürchtet. 5

17 Wer den Herrn fürchtet, hält rechte Freundschaft, /
 
wie er selbst, so ist auch sein Freund.

Der Weg zur Weisheit: 6,18-37

18 Mein Sohn, lerne Zucht von Jugend an /
 
und du wirst Weisheit gewinnen, bis du ergraut bist.

19 Wie ein Pflüger und Schnitter geh auf sie zu /
 
und warte auf ihren reichen Ertrag! Du wirst in ihrem Dienst nur wenig Mühe haben /
 
und bald ihre Früchte genießen.

20 Rau ist sie für den Toren, /
 
wer ohne Einsicht ist, erträgt sie nicht.

21 Wie ein schwerer Stein lastet sie auf ihm, /
 
er zögert nicht, sie abzuwerfen.

22 Denn die Zucht ist wie ihr Name, /
 
vielen ist sie unbequem.

23 Höre, mein Sohn, nimm meine Lehre an, /
 
verschmäh nicht meinen Rat!

24 Bring deine Füße in ihre Fesseln, /
 
deinen Hals unter ihr Joch!

25 Beuge deinen Nacken und trage sie, /
 
werde ihrer Stricke nicht überdrüssig! 6

26 Mit ganzem Herzen schreite auf sie zu, /
 
mit voller Kraft halte ihre Wege ein!

27 Frage und forsche, suche und finde! /
 
Hast du sie erfasst, lass sie nicht wieder los!

28 Denn schließlich wirst du bei ihr Ruhe finden, /
 
sie wandelt sich dir in Freude.

29 Ihre Fessel wird dir zum sicheren Schutz, /
 
ihre Stricke werden zu goldenen Gewändern.

30 Ein Goldschmuck ist ihr Joch, /
 
ihre Garne sind ein Purpurband.

31 Als Prachtgewand kannst du sie anlegen, /
 
sie aufsetzen als herrliche Krone. 7

32 Wenn du willst, mein Sohn, kannst du weise werden, /
 
du wirst klug, wenn du dein Herz darauf richtest.

33 Bist du bereit zu hören, so wirst du belehrt, /
 
neigst du dein Ohr, erlangst du Bildung.

34 Verweile gern im Kreis der Alten, /
 
wer weise ist, dem schließ dich an!

35 Lausche gern jeder ernsten Rede, /
 
keinen Weisheitsspruch lass dir entgehen!

36 Achte auf den, der Weisheit hat, und suche ihn auf; /
 
dein Fuß trete seine Türschwelle aus.

37 Achte auf die Furcht vor dem Herrn, /
 
sinn allezeit über seine Gebote nach! Dann gibt er deinem Herzen Einsicht, /
 
er macht dich weise, wie du es begehrst. 8

1 ℘ Spr 15,4
2 ℘ 19,4
3 ℘ 37,4; Spr 19,4
4 11b: G: und gegen deine Sklaven tritt er freimütig auf.
5 16a: Wörtlich: Ein treuer Freund ist ein Beutel des Lebens. Zu diesem Bild vgl. die Anmerkung zu 1 Sam 25,29. Wie eine Kostbarkeit in einem Beutel verborgen wird, so ist das Leben bei Gott und bei einem Freund gut aufgehoben.
6 ℘ 51,26
7 ℘ Spr 4,9
8 ℘ Ps 1,2