Sir 29

Borgen und Bürgen: 29,1-20

1 Wer dem Nächsten borgt, erweist Liebe, /
 
wer ihm unter die Arme greift, erfüllt die Gebote. 12

2 Borge dem Nächsten, wenn er in Not ist, /
 
doch gib dem Nächsten auch zurück zur rechten Zeit!

3 Halte dein Wort und sei treu gegen ihn, /
 
dann bekommst du stets, was du nötig hast.

4 Viele Schuldner bitten um ein Darlehen, /
 
doch dann verärgern sie ihre Helfer.

5 Bis er etwas bekommt, küsst er dem andern die Hand /
 
und redet mit ihm unterwürfig wegen seines Geldes. Am Tag der Rückzahlung aber enttäuscht er ihn, /
 
weil er erst nach langer Zeit zurückerstattet.

6 Ist er auch zahlungsfähig, bringt er kaum die Hälfte /
 
und betrachtet es wie einen Fund; ist er es nicht, bringt er ihn um sein Geld /
 
und macht sich ihn leichtfertig zum Feind. Fluchen und Schimpfen zahlt er ihm zurück, /
 
statt mit Ehre vergilt er mit Schmach.

7 Viele sind nicht aus Härte zurückhaltend, /
 
sie fürchten nur unnötigen Ärger.

8 Hab dennoch Geduld mit dem Bedürftigen /
 
und lass ihn nicht auf die Wohltat warten!

9 Um des Gebotes willen nimm dich des Armen an, /
 
lass ihn in seiner Not nicht leer weggehen!

10 Setz dein Geld ein für den Bruder und Freund, /
 
lass es nicht rosten unter dem Stein, bis es verdirbt.

11 Leg dir einen Schatz an nach den Geboten des Höchsten; /
 
der wird dir mehr nützen als Gold.

12 Wohltaten verschnüre und leg sie in deine Vorratskammer, /
 
sie werden dich retten aus allem Unheil. 3

13 Besser als ein fester Schild und eine schwere Lanze /
 
werden sie für dich gegen den Feind streiten.

14 Der gute Mensch bürgt für den Nächsten; /
 
nur wer die Scham verloren hat, flieht vor seinem Bürgen. 45

15 Vergiss nie die Gefälligkeit des Bürgen, /
 
gab er doch sich selbst für dich hin.

16 Der Sünder missachtet die Gefälligkeit des Bürgen, / 6

17 doch seinen Schöpfer missachtet, /
 
wer seinen Helfer missachtet. 7

18 Bürgschaft hat schon viele Vermögende zugrunde gerichtet, /
 
hat sie umhergeworfen wie eine Woge im Meer; reiche Männer hat sie heimatlos gemacht, /
 
sodass sie umherirrten bei fremden Völkern.

19 Der Sünder wird in Bürgschaft verwickelt, /
 
wer trüben Geschäften nachjagt, fällt in Prozesse.

20 Steh für den Nächsten ein, so gut du kannst, /
 
doch sei auf der Hut, dass du nicht hereinfällst.

Heimat und Fremde: 29,21-28

21 Das Wichtigste zum Leben sind Brot und Wasser, /
 
Kleidung und Wohnung, um die Blöße zu bedecken.

22 Besser das Leben eines Armen unter schützendem Dach /
 
als köstliche Leckerbissen in der Fremde.

23 Ob wenig oder viel, sei zufrieden, /
 
dann hörst du keinen Vorwurf in der Fremde.

24 Schlimm ist ein Leben von einem Haus zum andern; /
 
wo du fremd bist, darfst du den Mund nicht auftun.

25 Ohne Dank reichst du Trank und Speise /
 
und musst noch bittere Worte hören: 8

26 Komm, Fremder, deck den Tisch, /
 
und wenn du etwas hast, gib mir zu essen!

27 Fort, Fremder, ich habe eine Ehrenpflicht: /
 
Ein Bruder kam zu Gast, ich brauche das Haus.

28 Für einen Mann mit Bildung ist es hart, /
 
geschmäht zu werden, wenn man in der Fremde lebt, /
 
oder beschimpft zu werden, wenn man einem geborgt hat.

1 ℘ Ps 37,26; 112,5
2 1b: Zum Borgen als Gebot vgl. V. 9 und V. 11 und Dtn 15,7-11.
3 ℘ 3,30; 17,22
4 ℘ 8,13; Spr 6,1-5
5 14-20: Viele Sprichwörter empfehlen zwar, dem Nächsten in der Not auszuhelfen, mahnen aber auch zur nötigen Vorsicht.
6 16f: Nach S; G: Die Güter des Bürgen verwüstet der Sünder und der in seiner Gesinnung Undankbare lässt seinen Retter im Stich.
7 ℘ Spr 17,5
8 25a: Nach G; S: Ein Fremdling bist du und trinkst Schmach.