Sir 18

Die Größe Gottes: 18,1-14

1 Der Herr, der in Ewigkeit lebt, hat alles insgesamt erschaffen, /
 
der Herr allein erweist sich als gerecht.

2 [] 1
3 []

4 Keiner vermag seine Werke zu verkünden. /
 
Wer ergründet seine großen Taten?

5 Wer kann seine gewaltige Größe beschreiben /
 
und seine großen Taten aufzählen bis zum Ende?

6 Man kann nichts wegnehmen und nichts hinzutun, /
 
unmöglich ist es, die Wunder des Herrn zu ergründen. 2

7 Ist der Mensch am Ende angelangt, /
 
steht er noch am Anfang, /
 
wenn er es aufgibt, ist er ratlos. 3

8 Was ist der Mensch und wozu nützt er? /
 
Was ist gut an ihm und was ist schlecht?

9 Das Leben eines Menschen dauert /
 
höchstens hundert Jahre. 4

10 Wie ein Wassertropfen im Meer und wie ein Körnchen im Sand, /
 
so verhalten sich die wenigen Jahre zu der Zeit der Ewigkeit.

11 Darum hat der Herr mit ihnen Geduld /
 
und er gießt über sie sein Erbarmen aus.

12 Er sieht und weiß, dass ihr Ende schlimm ist; /
 
darum hat er so viel Nachsicht mit ihnen.

13 Das Erbarmen des Menschen gilt nur seinem Nächsten, /
 
das Erbarmen des Herrn allen Menschen. Er weist zurecht, erzieht und belehrt /
 
und führt wie ein Hirt seine Herde zurück.

14 Glücklich alle, die auf sein Erbarmen hoffen /
 
und seine Gebote annehmen. 5

Verschiedene Mahnungen und Warnungen: 18,15 - 24,34

Das Verhalten des Weisen: 18,15-29

15 Mein Sohn, bring keinen Makel auf deine Wohltaten /
 
und füg zu keiner Gabe kränkende Worte! 6

16 Vertreibt nicht der Tau die Hitze? /
 
So ist das Wort mehr als die Gabe.

17 Ist das Wort nicht mehr wert als die Gabe? /
 
Dem Gütigen steht beides wohl an.

18 Der Tor schmäht in liebloser Weise, /
 
die Gabe des Geizigen macht die Augen traurig.

19 Bevor du redest, unterrichte dich, /
 
und ehe du krank wirst, sorge für die Gesundheit!

20 Noch vor dem Gericht erforsche dich selbst, /
 
dann wird dir in der Stunde der Prüfung verziehen.

21 Demütige dich, ehe du zu Fall kommst; /
 
zur Zeit der Sünde lass Umkehr erkennen!

22 Säume nicht, ein Gelübde rechtzeitig einzulösen, /
 
warte nicht bis zum Tod, um davon frei zu werden.

23 Ehe du gelobst, überdenk dein Gelübde, /
 
sei nicht wie einer, der den Herrn versucht. 7

24 Denk an den Zorn am Ende der Tage, /
 
an die Zeit der Vergeltung, wenn er sein Gesicht abwendet. 8

25 Denk zur Zeit des Überflusses an die Zeit des Hungers, /
 
in den Tagen des Reichtums an Armut und Not! 9

26 Vom Morgen zum Abend wechselt die Zeit, /
 
alles eilt dahin vor dem Herrn.

27 Ein Weiser nimmt sich immer in Acht, /
 
in Zeiten der Sünde hütet er sich vor Verfehlung.

28 Jeder Verständige soll Weisheit lehren; /
 
wer sie gefunden hat, soll ihr Lob verkünden. 10

29 Wer klug zu reden vermag, ist selbst ein Weisheitslehrer /
 
und trägt in Bescheidenheit seine Sinnsprüche vor. 11

Die Beherrschung der Begierden: 18,30 - 19,17

30 Folg nicht deinen Begierden, /
 
von deinen Gelüsten halte dich fern!

31 Wenn du erfüllst, was deine Seele begehrt, /
 
erfüllst du das Begehren deines Feindes.

32 Freu dich nicht über ein wenig Lust; /
 
doppelt so schwer wird dann die Armut sein.

33 Sei kein Fresser und Säufer; /
 
denn sonst bleibt nichts im Beutel. 12

1 2f: Die beiden Verse sind späte Zusätze.
2 ℘ 42,21
3 ℘ Ps 139,18
4 Hier die runde Zahl hundert; Ps 90,10: siebzig, höchstens achtzig Jahre.
5 So mit S; G: Er erbarmt sich derer, die Zucht annehmen und eifrig nach seinen Geboten suchen.
6 ℘ 41,22
7 ℘ Spr 20,25; Koh 5,3f
8 Jenseitige Strafe kennt Sirach noch nicht. Er denkt an den zuletzt doch eintreffenden Zorn Gottes.
9 Das Stichwort «Denk an» leitet zur Mahnung über, im Glück an das drohende Unglück zu denken, da die Zeiten wechseln.
10 Übersetzung nach S.
11 ℘ 16,25; 24,32f
12 33b: Andere Übersetzungsmöglichkeit: während du nichts im Beutel hast.